In Mannheim ergriff die Rektorin der Humboldtschule (Realschule) Daniela Götz die Chance, einen Politiker in die Schule einzuladen. Was lag da näher, als den bildungspolitischen Sprecher der Landtagsfraktion Dr. Frank Mentrup, in dessen Wahlkreis die Schule liegt, zum Besuch zu bitten. Unterstützung fand sie auch bei ihren Rektorenkollegen von der Humboldtgrund- und -hauptschule, Andreas Baudisch und Harald Leber. Am 22. Oktober war es dann soweit. Einen ganzen Vormittag lang nahm sich der Abgeordnete Zeit, um Schülerinnen und Schüler, Lehrkräfte und Schulleiter kennen zu lernen und mit ihnen zu diskutieren.
Zunächst auf dem Programm: Zwei Schulstunden in den Klassen 9a der Realschule und 7 b der Hauptschule, wo sich, wie sollte es anders sein, alles um Schulpolitik, gemeinsames Lernen, Ganztagsschule und mehr Chancengerechtigkeit drehte. „Die Jungs und Mädels waren gut vorbereitet, informiert und ganz bei der Sache“, freute sich Dr. Mentrup über die große Aufmerksamkeit. „Das wünschte ich mir als Abgeordneter oftmals auch, wenn ich im Landtag vor das Rednerpult trete“, konnte er sich einen Seitenhieb auf manche Landtagskollegen der Regierungsfraktionen nicht verkneifen. Sehr angetan zeigte er sich auch vom freundlichen und höflichen Verhalten der Schülerinnen und Schüler nicht nur im Klassenzimmer, sondern auch auf den Gängen und Treppenhäusern auf. „Das war richtig wohltuend“, lobte der Abgeordnete, „und lässt auf ein gutes Klima in der Schule schließen.“
Über das Lob freuten sich nicht nur der Klassenlehrer der 7a Christoph Wolyncewicz, sondern auch alle drei Rektoren, mit denen Dr. Mentrup im Anschluss an die Klassenbesuche ein Gespräch führte. Im Mittelpunkt stand das Thema „Umwandlung zur Ganztagsschule“. Die Humboldtschule hatte schon früh Interesse signalisiert und ein pädagogisches Konzept mit entsprechendem Raumbedarf vorgelegt. Allein: die Stadt weiß derzeit nicht, wo sie die rund 20 Millionen, die das kostet, hernehmen soll, ganz abgesehen davon, dass auch der Ganztagsbetrieb selbst einen hohen finanziellen Einsatz der Stadt fordert. Hier fühlt sich die Kommune vom Land im Stich gelassen. Bildungsbürgermeisterin Gabriele Warminski-Leitheußer, die bei dem Gespräch ebenfalls anwesend war, hält aber an dem Ziel fest, die Humboldtschulen zu Ganztagsschulen auszubauen. Die Bürgermeisterin: „Wir schätzen das Engagement der Humboldtschulen sehr und müssen hier auf jeden Fall zu einer Lösung kommen. Denkbar wäre zum Beispiel ein stufen weiser Ausbau, denn ein Gesamtbetrag von 20 Millionen Euro ist auf einen Schlag im Haushalt derzeit nicht darstellbar. Schließlich muss die Stadt auch noch viel Geld in die Hand nehmen, um Zusatzangebote neben dem Unterricht, Schulsozialarbeiter und das Mittagessen zu finanzieren.“
Der Abgeordnete seinerseits verwies auf das Grundproblem, dass nur die gebundene Ganztagsschule Sinn macht, diese aber nicht als Regelschule im Schulgesetz des Landes verankert ist. „Solange die Landesregierung daran festhält, gebundene Ganztagschulen nicht als Regel zu nehmen, sondern immer wieder nur als Modell zu betrachten, wird sich an der grundsätzlichen Unterfinanzierung von Ganztagsschulen nichts ändern. Schulträger können bis dahin auch nicht entscheiden, dass eine Schule in den Ganztagsbetrieb gehen soll, selbst wenn es dringend nötig wäre. Dies ist ein Zustand, der aus unserer Sicht unhaltbar ist. Das Land muss sich darüber hinaus bei der Übernahme von Betriebskosten und beim Personalbudget bewegen.“
Beim abschließenden Treffen mit Lehrern aller drei Humboldtschulen dominierte ebenfalls das Thema Ganztagsschule, ergänzt um längeres gemeinsames Lernen, die bessere Verzahnung von frühkindlicher Bildung und Grundschule sowie die Reform der Lehrerbildung. Konkretes Ergebnis dieses Gesprächs: Dr. Mentrup wird eine kleine Anfrage im Landtag zur Finanzierung zusätzlicher Beratungsstunden für Familien mit Migrationshintergrund vorbereiten und als bildungspolitischer Sprecher der SPD-Fraktion weiterhin mit Nachdruck die Ganztagsschule als Regelschule im Land einfordern.
Autor: wepi
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