Das neue Jahr werde von vielen als Jahr der Krisen angekündigt. „Vielleicht führen diese Krisen aber zu einer Neuorientierung: zu mehr Mut zu Menschlichkeit, zu neuer Solidarität und Einsatz für das Gemeinwohl.“ Dies sei bitter nötig, wie Karl Jung in einer Zahl verdeutlichte. „Die Zahl der allein im Pfarrbüro der Jesuitenkirche ausgeteilten Essensgutscheine an Bedürftige ist allein von 30 im Sommer auf 60 im November pro Woche gestiegen.“ Die Armut nehme weiter zu, hier ist es ganz entscheidend, dass hilfsbedürftige Menschen nicht weiter ins Abseits geraten, sondern konkrete Hilfe erfahren. Dass die großen Kirchen sich hier selbst in die Pflicht nehmen, verdeutlichte die Vorsitzende des Mannheimer Dekanatsrates, Gabriele Blank, in ihrem Grußwort. „Es kommt darauf an, dass wir mit Gottes Geist unterwegs bleiben, uns auch politisch engagieren und handeln, zum Wohl der Menschen.“ Miteinander unterwegs sein bedeute, ein gemeinsames Ziel vor Augen zu haben, wenn auch die Wege oder das Gehtempo unterschiedlich sein könnten, sagte die Repräsentantin der katholischen Ehrenamtlichen.
Einen Jahresrückblick und vor allem den Ausblick auf kommende Ereignisse gab Dekan Jung den Gästen mit. So wird es etwa im Mai wieder eine „Meile der Religionen“ geben, die von Juden, Christen und Muslimen gemeinsam vorbereitet und gestaltet wird. Ökumenisch wird im März das Internationale Paulusjahr mit einer Festveranstaltung begangen.
Für das neue Jahr sagte Karl Jung auch die Gründung des Trägervereines für den Deutschen Katholikentag 2012 in Mannheim an. „Dieses kirchliche und gesellschaftliche Ereignis soll auch zu einem geistlichen Erneuerungsfest werden“, wünscht sich Dekan Jung. Neben dem städtischen und dem Zuschuss des Landes in Höhe von je 1,5 Millionen Euro habe inzwischen die Erzdiözese Freiburg einen Sonderzuschuss von 6,3 Millionen Euro für Kirchensanierungen zugesagt, dies schafft Arbeitsplätze in Mannheim, das verschönert das Stadtbild und gestaltet Kirchen neu zu Oasen des Gottesdienstes, des Gebetes und der Stille, in denen Menschen zu Gott und sich selbst finden können. Dekan Jung hofft, auf politischer Seite auch die FDP-Gemeinderatsfraktion für den Katholikentag begeistern zu können: „Vielleicht bewegt diese Aussage die Mitglieder der FDP dazu, ihre Kritik am städtischen Zuschuss abzuschwächen oder zu korrigieren.“
Bürgermeister Michael Grötsch, in Mannheim für die Bereiche Arbeit, Wirtschaft, Soziales und Kultur zuständig, versicherte, dass es beim zugesagten Zuschuss bleiben werde. In seinem Grußwort betonte Grötsch, dass die gute Zusammenarbeit von Stadt und Kirchen zum Wohl aller Mannheimer beitrage. „So sind etwa die vielfältigen Aktivitäten der Kirchengemeinden von unschätzbarem Wert für das Miteinander in den Stadtteilen.“ Im sozialen Bereich solle sich der Staat eher zurückhalten als alles zu reglementieren und das Handeln denen überlassen „die näher am Menschen dran sind“. Mit dieser Aussage zitierte der Politiker Gedanken von Papst Benedikt aus dessen Enzyklika „Deus Caritas Est“.
Zum Abschluss des offiziellen Teiles erhielten alle Gäste den „königlichen“ Segen: Die Sternsinger aus der Pfarrei St. Hildegard in Mannheim-Käfertal brachten ihn in den Ignatiussaal. Der jüngste unter ihnen, Jakob Kraus (6), zündete dann am Friedenslicht von Bethlehem die Jahreskerze an, die bei wichtigen Gottesdiensten in der Jesuitenkirche brennen wird. Freude bereiteten den Gästen ebenfalls die Musiker: Candace Zaiden (Sopran) und Susanne Scheffel (Alt) vom Nationaltheater Mannheim boten mit Kantor Tobias Breitner am Flügel Stücke von Vivaldi, Fauré und Mendelssohn-Bartholdy dar.
Autor: wepi
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